Özcan Ertek

Devil’s Rope:
Between Refuse and Refuge

Photo by Volkan Calisir

28.07. – 30.07.

Eröffnung: Fr 28.07. • 19 Uhr
Öffnungszeiten:
Sa 29.07. • 11 -19 Uhr
So 30.07. • 11 – 18 Uhr

english version see below

Devil’s Rope: Zwischen Abfall und Zuflucht

Seit mehr als einem Jahrhundert wird Stacheldraht in großem Umfang zur Abgrenzung von Territorien, zur Definition von Räumen und zur Bildung von Identitäten eingesetzt. Dank seines Erfolgs bei der Abschreckung menschlicher Körper ist er zu einem Symbol der Grenze(n) geworden. „Devil’s Rope: Between Refuse and Refuge“ (Devil’s Rope: Zwischen Zurückweisung und Zuflucht) nutzt Stacheldraht als Medium, um über das Konzept von Grenzen und die Verwicklungen der menschlichen Mobilität nachzudenken. Es fordert zu einer Reflexion über das Zusammenspiel von Körper, Grenzen, Klang und Raum auf und verdeutlicht die Vielschichtigkeit dieser Themen. Mit Stacheldraht und Infraschallfrequenzen unterhalb des menschlichen Gehörs (0-20 Hz) verstärkt die asymmetrisch angelegte Installation die visuellen, akustischen und situativen Elemente von Grenzen und zieht die Besucher in eine Atmosphäre der Spannung. Auf diese Weise wird ein symbolischer Raum geschaffen, der die greifbare Realität und die komplexen Herausforderungen einer Welt, die mit Mobilitätskrisen zu kämpfen hat, zusammenbringt.

Die historische Bedeutung von Stacheldraht wurde weitgehend mit Kontrolle, Eigentum und Trennung in Verbindung gebracht. Es gibt jedoch einen Fall, in dem Stacheldraht für einen anderen Zweck verwendet wurde: um die Menschheit zu verbinden. Etwa zu der Zeit, als Alexander Graham Bell das Telefon erfand, wurde der Stacheldraht von Landwirten und Viehzüchtern in den frühen 1900er Jahren als Telekommunikationsleitung entdeckt. Die damals so genannten „Barbed Bells“ gehörten zu den ersten Beispielen für Netzwerk-Hacking. Sie nutzten die Drähte, die sich um die Felder herum erstreckten, als Leiter, um sich gegenseitig anzurufen und sogar „Gruppengespräche“ zu führen. Diese doppelte Nutzung des Drahtes, die als „Barbed Wire Bells“ bezeichnet wird, bietet eine einzigartige Perspektive auf die Dualität von Stacheldraht als Grenze und als Netzwerk. Das Konzept des „Devil‘s Rope“ lässt sich auf diese verblüffende Dualität zurückführen.

Grenzen und das Denken in Grenzen sind wichtige Instrumente, um die Beziehung zwischen Körper und Politik zu verstehen. Die Verwendung von Stacheldraht als Material zur Schaffung von Grenzen ist ein Beispiel dafür, wie die physische, materielle Existenz von Körpern untrennbar mit politischer Macht und Kontrolle verbunden ist. Diese Verbindung ist auch eine soziale Verbindung, die die Körper beeinflusst. Die negativen Folgen des Stacheldrahts, wie die Vertreibung indigener Gemeinschaften und die Einschränkung der Mobilität, verdeutlichen die wichtige Rolle, die das verkörperte Bewusstsein bei der Gestaltung unseres Verständnisses politischer Beziehungen und der Auswirkungen, die diese Beziehungen auf unsere physische und materielle Existenz haben, spielt. Die fortgesetzte Verwendung von Stacheldraht als Symbol für Teilung und Kontrolle erinnert uns an das fortdauernde Erbe des Kolonialismus und an die Notwendigkeit, uns kritisch mit der Art und Weise auseinanderzusetzen, in der das verkörperte Bewusstsein an der Aufrechterhaltung dieser Machtdynamik beteiligt ist.

Daher ist die Erforschung der Beziehung zwischen dem Körper, den Grenzen und den politischen Beziehungen von entscheidender Bedeutung für die Entwicklung eines differenzierteren Verständnisses der Art und Weise, in der unsere materielle und physische Existenz durch politische Macht und Kontrolle geprägt wird. Dies ist vor allem im Kontext der aktuellen Kämpfe um soziale Gerechtigkeit von Bedeutung, wo der Körper ein Ort der politischen Anfechtung und des Widerstands bleibt.
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Devil’s Rope: Between Refuse and Refuge

For over a century, barbed wire has been utilized extensively to demarcate territorial boundaries and define spaces, shaping identities. Thanks to its success in deterring human bodies, it has become an emblem of border(ing). „Devil‘s Rope:Between Refuse and Refuge“ employs barbed wire as a medium to contemplate the concept of borders and the intricacies of human mobility. It calls for a reflection on the interplay between the body, borders, sound, and space, highlighting the multifaceted nature of these issues. Using barbed wire and infrasound frequencies below human hearing (0-20Hz), the asymmetrically arranged installation intensifies the visual, acoustic, and situational elements of borders, drawing visitors into an atmosphere of tension. In doing so, it creates a symbolic space that brings together the tangible reality and the complex challenges posed by a world grappling with mobility crises.

The historical significance of barbed wire has been largely associated with control, ownership, and separation. Yet, there exists an instance where barbed wire was utilized for a different purpose: to connect humanity. Being invented around the time telephone was invented by Alexander Graham Bell, the barbed wire‘s use as a telecommunication line was discovered by farmers and ranchers in the early days of the 1900s. Which were then called ‘’Barbed Bells’’ were among the first examples of network hacking. Using the wires stretching around the fields as conductors, they could ring each other and even have “group calls.” This dual utilization of wire, referred to as „barbed wire bells,“ provides a unique perspective on the duality of barbed wire as both a border and a network. The concept of the „Devil‘s Rope“ can be traced back to this intriguing duality.

Borders and border thinking are crucial tools to understand the relationship between body and politics. The use of barbed wire as a material for creating borders is an example of how the physical, material existence of bodies is inextricably linked to political power and control. This connection is also a social one that influences bodies. The negative consequences of barbed wire, such as the displacement of indigenous communities and the restriction of mobility, highlight the important role that embodied consciousness plays in shaping our understanding of political relations and the impact that these relationships have on our physical and material existence. The continued use of barbed wire as a symbol of division and control serves as a reminder of the ongoing legacy of colonialism and the need to critically engage with the ways in which embodied consciousness is implicated in maintaining these power dynamics. Therefore, exploring the relationship between the body, borders, and political relations is essential in developing a more nuanced understanding of the ways in which our material and physical existence is shaped by political power and control. This is especially relevant in the context of ongoing struggles for social justice, where the body remains a site of political contestation and resistance.
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